In diesem Blogbeitrag möchte ich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei Aktien genauer unter die Lupe nehmen, denn ich weiß, dass viele Anleger/innen einen besonderen Fokus auf diese Aktienkennzahl legen. Das KGV ist tatsächlich eine wichtige Kennzahl, die das Verhältnis des Aktienkurses zum Gewinn je Aktie widerspiegelt. Es kann eine nützliche Information sein, um die Bewertung einer Aktie zu verstehen und zu beurteilen, ob sie über- oder unterbewertet ist. Wir werden die Bedeutung des KGVs, seine Berechnung, Interpretation und die Grenzen dieser Kennzahl untersuchen. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Unterschiede zwischen dem KGV und anderen Kennzahlen wie dem KBV, KUV und der PEG-Ratio. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine wichtige Kennzahl zur Bewertung von Aktien.
  • Es zeigt das Verhältnis des Aktienkurses zum Gewinn je Aktie.
  • Formel: KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie.
  • Ein niedriges KGV kann auf eine günstige Bewertung hindeuten, ein hohes auf Überbewertung.
  • Vergleich des KGVs mit anderen Aktien oder Branchen ist hilfreich.
  • Prognosen und Schätzungen beeinflussen das KGV und können fehleranfällig sein.
  • Einflüsse wie Abschreibungen oder Aktivierung von Entwicklungskosten können die Aussagekraft des Jahresgewinns und KGVs verzerren.
  • Bereinigungen sind notwendig, um eine genaue Berechnung zu erhalten.
  • Das KGV ist nur ein Teil der umfassenden Aktienbewertung und sollte mit anderen Faktoren kombiniert werden.

Was sagt das KGV aus?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine wichtige Kennzahl, die anzeigt, wie der Aktienkurs eines Unternehmens im Verhältnis zum Gewinn je Aktie steht. Es zeigt also, wie viele Einheiten der Gewinn das Unternehmen pro Aktie erwirtschaftet. Das KGV gibt Anleger/innen eine Vorstellung davon, wie der Markt den zukünftigen Gewinn des Unternehmens bewertet. Ein höheres KGV deutet darauf hin, dass die Erwartungen der Anleger/innen bezüglich des zukünftigen Gewinns hoch sind, während ein niedrigeres KGV eher auf bescheidenere Erwartungen hindeutet.

Um das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ganz einfach zu verstehen, nehmen wir jetzt einfach mal an, dass die Aktie von Unternehmen XYZ ein KGV von 10 hat. Der aktuelle Wert des Unternehmens entspricht also dem 10-fachen seines Jahresgewinns. Folglich: Wenn du als Anleger/in theoretisch alle Aktien des Unternehmens kaufst, würde es 10 Jahre dauern, bis du deine Anfangsinvestition durch die laufenden Gewinne des Unternehmens zurückerhältst. Ob das ein guter oder schlechter Wert ist, erfährst du im Laufe des Blogbeitrages.

Interpretation des KGV

Ein niedriges KGV kann darauf hindeuten, dass der Markt die Aktie günstig bewertet oder pessimistische Erwartungen bezüglich des zukünftigen Gewinns hat. Aktien mit einem niedrigen KGV könnten daher als potenziell unterbewertet angesehen werden. Ein hohes KGV hingegen deutet darauf hin, dass der Markt hohe Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Gewinns hat und die Aktie möglicherweise überbewertet ist.

Was ist ein gutes Kurs-Gewinn-Verhältnis?

Es gibt keine pauschale Antwort auf diese Frage, da ein „gutes“ KGV von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein kann. Ein niedriges KGV kann auf eine attraktive Bewertung hindeuten, aber es ist wichtig, auch andere Faktoren zu berücksichtigen. Ein gesundes Maß an Bewertung hängt von der individuellen Situation ab.

Etabliert haben sich aber folgende Grenzen auf dem Börsenparkett:

KGV < 12 = günstig
KGV < 20 = moderat
KGV > 20 = teuer

Ist es besser, ein höheres oder niedrigeres KGV zu haben?

Dies hängt von der Risikobereitschaft und den Anlagezielen ab. Ein höheres KGV kann Chancen auf Wachstum und höhere Renditen bieten, geht aber auch mit einem höheren Risiko einher. Ein niedrigeres KGV kann eine sicherere Investition darstellen, aber möglicherweise auch weniger Potenzial für überdurchschnittliche Renditen bieten.

Beispiel Apple KGV

Hier siehst du einen Screenshot von Onvista (Stand: 25. Juli 2023). Dieser zeigt das KGV von Apple der vergangenen Jahre. Laut oben genannter Faustformel war das KGV zwischen 2017 und heute nie günstig – höchstens moderat im Geschäftsjahr 2017/2018. Was du auch erkennen kannst ist, dass das KGV schwankt. Der Aktienkurs und der Gewinn sind ja zwei sich stets ändernde Größen, sodass eben auch das LGV nicht fix ist oder gar nur steigend. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder Crashs bricht das KGV ein, so wie du es hier auch in 21/22 sehen kannst. 


Formel und Berechnung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses

Das KGV kann mit einer einfachen Formel berechnet werden:

KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie

Der Aktienkurs wird durch den aktuellen Kurs einer Aktie repräsentiert, während der Gewinn je Aktie den Nettogewinn des Unternehmens pro Aktie angibt.

Beispiel für das Kurs-Gewinn-Verhältnis:

Angenommen, das Unternehmen XYZ hat einen aktuellen Aktienkurs von 50 Euro und einen Gewinn je Aktie von 10 Euro. Das KGV von XYZ wäre dann:

KGV = 50 Euro (Aktienkurs) / 10 Euro (Gewinn je Aktie) = 5

Das bedeutet, dass das KGV von XYZ bei 5 liegt.

Adaptieren wir das nun auf das oben gezeigte KGV von Apple

KGV Apple (Stand: 25. Juli 2023): 173 Euro (aktueller Kurs) / 6,53 Euro = 26,4

Wo finde ich das KGV von Aktien?

Als Investor/in findest du aktuelle Werte zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Unternehmen in verschiedenen Finanzportalen, Börsenwebsites, Finanznachrichtendiensten oder bei Brokern. Hier sind einige häufig genutzte Quellen, um aktuelle KGV-Werte zu finden:

  1. Finanzportale: Websites wie Yahoo Finance, Google Finance, Finanzen.net und Onvista bieten aktuelle Finanzdaten und Kennzahlen für eine Vielzahl von Unternehmen, einschließlich des KGVs.

  2. Börsenwebsites: Die offiziellen Websites von Börsen, wie beispielsweise der Deutsche Börse AG oder der New York Stock Exchange (NYSE), bieten in der Regel Zugriff auf aktuelle Aktienkurse und Finanzkennzahlen, darunter auch das KGV.

  3. Broker-Plattformen: Wenn du bei einem Online-Broker ein Konto hast, bietet dessen Handelsplattform in der Regel Zugriff auf aktuelle KGV-Werte für die von dir gehandelten Aktien.

  4. Unternehmensberichte: Unternehmen veröffentlichen regelmäßig ihre Finanzberichte, darunter auch Kennzahlen wie das KGV. Diese Berichte findest du auf den Investor-Relations-Seiten der Unternehmenswebsites oder in Finanzdatenbanken.

  5. Finanzapps: Es gibt verschiedene Finanz-Apps für Smartphones, die aktuelle Börsenkurse und Kennzahlen, einschließlich des KGVs, anbieten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Genauigkeit und Aktualität der bereitgestellten Daten von der Quelle abhängen können. Es ist ratsam, mehrere Quellen zu überprüfen und die Informationen zu verifizieren, bevor du eine Anlageentscheidung triffst.

 

KGV vs. KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)

Das KBV vergleicht den aktuellen Aktienkurs mit dem Buchwert pro Aktie. Der Buchwert ist der Wert des Unternehmens, der sich aus der Bilanz ergibt, wenn alle Verbindlichkeiten vom Vermögen abgezogen werden. Das KBV kann insbesondere bei Unternehmen mit vielen materiellen Vermögenswerten aussagekräftig sein, während das KGV den Fokus eher auf den Gewinn legt.

KGV vs. KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis)

Das KUV setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zu den Umsatzerlösen pro Aktie. Es kann nützlich sein, um Unternehmen in Branchen zu vergleichen, in denen der Gewinn volatil ist oder noch nicht stabil erwirtschaftet wird. Allerdings vernachlässigt das KUV den Gewinnfaktor, was es weniger umfassend macht als das KGV.

KGV vs. PEG-Ratio

Die PEG-Ratio (Price-Earnings-to-Growth-Ratio) berücksichtigt sowohl das KGV als auch das erwartete Wachstum des Unternehmens. Es bietet eine zusätzliche Perspektive, da ein Unternehmen mit einem niedrigen KGV und hohem erwarteten Wachstum attraktiver sein könnte als ein Unternehmen mit einem niedrigen KGV und geringem Wachstum. Ich selber nutze das PEG-Ratio daher sehr gerne.

Grenzen des KGV

Das KGV hat seine Grenzen und sollte nicht isoliert betrachtet werden. Es berücksichtigt nicht die Verschuldung des Unternehmens, seine Wachstumsaussichten oder andere finanzielle Kennzahlen. Auch kann es zu Verzerrungen führen, wenn das Unternehmen hohe Abschreibungen hat oder außerordentliche Ereignisse den Gewinn beeinflussen. Wenn wir noch etwas tiefer in die „Problematik“ des KGVs gehen, dann eröffnen sich noch folgende Themen:

Ein Problem bei der Berechnung des KGVs besteht darin, dass oft der erwartete Jahresgewinn als Grundlage verwendet wird. Schätzungen und Prognosen sind jedoch sehr fehleranfällig. Eine präzise Einschätzung ist in der Regel nur möglich, wenn man das betrachtete Unternehmen genau kennt und sämtliche Einflüsse und Entwicklungen in die Schätzungen einbeziehen kann. Auch die Prognosen der Unternehmen selbst können hier hilfreich sein, sofern sie sich als zutreffend erweisen.

Noch problematischer ist die wirkliche Aussagekraft des Jahresgewinns. Dieser kann nämlich durch verschiedene Faktoren positiv oder negativ beeinflusst werden. Ein auf der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesener Jahresgewinn von z. B. 100 Mio. € bedeutet nicht automatisch, dass dieser Betrag tatsächlich operativ generiert wurde. Der Jahresgewinn ist letztendlich eine buchhalterische Größe, deren Aussagekraft stets hinterfragt werden sollte.

Solche Einflüsse verfälschen die Aussagekraft des Jahresgewinns und somit auch des KGVs. Dennoch ist es total ok sich aus dem zur Verfügung gestellten KGV ein Urteil zu erlauben, solange du das nie isoliert machst, sondern immer mit anderen Kennzahlen.

Bei Wachstumsaktien nicht immer sinnvoll

Bei Wachstumsaktien liegt der Fokus oft auf der Expansion und weniger auf dem aktuellen Gewinn. In solchen Fällen kann das KGV allein keine aussagekräftige Bewertung liefern. Unternehmen, die stark in ihre Zukunft investieren und daher geringere Gewinne verzeichnen, können ein hohes KGV haben, obwohl ihre Wachstumsaussichten vielversprechend sind.

Fazit

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine wichtige Kennzahl, die Aktionär/innen und Anleger/innen dabei helfen kann, die Bewertung einer Aktie zu verstehen. Es ist jedoch wichtig, das KGV nicht isoliert zu betrachten, sondern es mit anderen Kennzahlen und Unternehmensdaten zu kombinieren. Das KGV sollte als Teil einer umfassenden Analyse betrachtet werden, um fundierte Investmententscheidungen zu treffen. Jede Investition sollte auf einer sorgfältigen Recherche und einer klaren Anlagestrategie basieren.