Würdest du sie heute nochmal kaufen? Welchen Tipp gibst du Aktionärinnen, der sich bei dir bewährt hat?

Ich habe drei tolle Finfluencerinnen aus der Finanzszene nach ihrer ersten Aktie gefragt. Die Antworten waren mehr als spannend. Lies dir unbedingt den Blogartikel durch, denn hier kannst du lernen, wie man mit seiner ersten Aktie richtig umgeht.

Finfluencerin = Influencerinnen, die im Finanzbereich auf Instagram, TikTok & Co. unterwegs sind, nennt man Finfluencerinnen. 
Ein Wortspiel aus „Finance“ und „Influence“. Ich möchte einen Raum schaffen, wo genau diese Frauen das Thema Börse weiblicher und verständlicher machen. 

Yvonne

von https://yvonnelehmann.de/

Meine erste Aktie war CRISPR Therapeutics, die sich auf Forschungen in der Gentechnik spezialisiert hat. Zuvor hatte ich nur in aktive Fonds und ETFs investiert. Tatsächlich habe ich CRISPR Therapeutics nur gekauft, weil mein damaliger Mentor es empfohlen hatte. Also das, was wir eigentlich nicht tun sollten.

Quelle: https://aktie.traderfox.com

Was mir damals in dem Ausmaß nicht bewusst war, CRISPR Therapeutics ist ein hochriskantes Biotechnologieunternehmen. Erst Jahre später habe ich mich intensiver mit der Biotechnologiebranche beschäftigt und gelernt, dass der Markt von kleinen Unternehmen, die aktiv forschen, dominiert wird. Viele der Biotechnologieunternehmen haben noch kein Produkt auf dem Markt. 90 Prozent schaffen es nicht bis zur Zulassung des Medikaments. Die hohe Volatilität im Biotechnologie-Sektor entsteht durch die Genehmigung neuer Studien, dem Fehlschlagen eben dieser und der Abhängigkeit von Zulassungsbehörden. Dadurch werden einzelne Akteure zum Teil stark unter- oder überbewertet. Ein Aktieninvestment birgt somit außergewöhnliche Gewinnchancen als auch hohe Verlustrisiken. Daher sind traditionell eher institutionelle Anleger und Anlegerinnen und weniger Privatpersonen am Markt vertreten.

Ich hatte ziemliches Glück mit meinem Investment und konnte die Aktie mit mehr als einer Verdopplung des Preises nach einem Jahr wieder verkaufen. 

Heute würde ich sie nicht mehr kaufen. 
Statt auf kurzfristige Spekulationen setze ich lieber auf langfristig nachhaltige Werte und breit gestreute Indexfonds. 

Mein Rat an Aktionärinnen 
Gerade letztere möchte ich Anfängern und Anfängerinnen unbedingt empfehlen. Die meisten von uns schaffen es statistisch gesehen, sowieso nicht mit ihren Aktieninvestments besser als der Markt zu sein. Daher genügt in der Regel vollkommen ein breit gestreuter ETF, der den Markt abbildet.

Paulina

von https://www.instagram.com/frauinvestiert/

Mein erster Kauf von Einzelaktien war von CureVac im August 2020. Es handelt sich um ein biopharmazeutisches Unternehmen, das an einem mRNA-basierten Impfstoffkandidaten gegen COVID-19 gearbeitet hat.

Quelle: https://aktie.traderfox.com

Ich wurde auf CureVac aufmerksam, da sich bereits kurz nach dem Börsengang der Aktienkurs verdoppelt hatte. Als dieser wieder etwas gesunken ist, habe ich mir aus Jux zwei Aktien à 62 Euro gekauft, um bei dieser Spekulation dabei zu sein. Nach einiger Zeit im roten Bereich konnte ich die Aktien mit Gewinn verkaufen und habe schließlich die Finger von Impfstoffherstellern gelassen. Da das Unternehmen nicht so schnell und erfolgreich war wie seine Mitbewerber, hat die Aktie einen Sinkflug hingelegt und verzeichnet heute einen Kurs von ca. sieben Euro. Dem ist hinzuzufügen, dass es 2020 viele Hype-Aktien gab, deren Kurse inzwischen stark eingebrochen sind.

Ihr könnt euch vorstellen, dass ich das heute nicht mehr tun würde. 
Zum einen, kann man bei einem derart geringen Einsatz keine großen Gewinne erwarten – das ist den Aufwand einfach nicht wert. Zum anderen, hatte ich das Unternehmen gar nicht analysiert und schlichtweg gezockt, statt souverän zu investieren. Zu dem Zeitpunkt hat es mir jedoch Spaß gemacht, ein wenig hin und her zu traden und meine Gefühle an der Börse kennenzulernen. Da mein Fokus auf Chancen liegt, kann ich sehr gut mit Verlusten umgehen und ärgere mich höchstens über entgangene Gewinne.

Mein Rat an Aktionärinnen
Definiere deine persönliche Strategie. Diese kann für jede Aktie individuell sein, denn du musst nicht jeden Titel xy Jahre halten. Um dich nicht von Gefühlen leiten zu lassen und z.B. bei Buchverlusten zu verkaufen, kannst du zu jeder Aktie dokumentieren, warum du sie gekauft hast und mit welchem Anlagehorizont. Grundsätzlich gilt: Kaufen, halten und bei Bedarf prüfen! Und vor allem: Vertraue auf deine Fähigkeiten und deinen Verstand. Wenn du dich an die Grundregeln des Investierens hältst, wird sich dein Depot langfristig positiv entwickeln.

Angela

 
von https://missfinance.ch/


Meine erste Aktie war Disney. Ich habe aber in einer Woche mehrere Titel gekauft. Darunter auch John Deere, Zurich Versicherung und Swatch (wegen der Uhr).

Quelle: https://aktie.traderfox.com

Ich würde wahrscheinlich alle Titel nochmals kaufen, aber meine Recherche ist heute anders.
Ich hatte ziemlich wenige Kriterien und habe mich stark vom Kursverlauf beeinflussen lassen. Meine Leitfrage, die ich mir bis heute stelle, hatte ich aber schon damals: «Gibt es das Unternehmen in 30 Jahre noch?». Heute interessiere ich mich mehr für die Kennzahlen und vor allem den ganzen Business-Case. Die Ausgangsfrage ist die gleiche, weiter analysiere ich aber auch, was das Unternehmen Gutes zur Welt beiträgt. Tut es das nämlich, ist die Chance hoch, dass auch eine Nachfrage danach besteht. Ich muss aber auch sagen, dass ich mit ETFs besser gefahren bin als mit meiner eigenen Aktienauswahl. Obwohl es ja schon so in den meisten Studien gesagt wird, habe ich die Erfahrung auch noch am eigenen Leib machen müssen, um es zu glauben. Deshalb investiere ich heute passiver und stecke den Großteil meines Geldes in breit gestreute ETFs.

Mein Rat an Aktionärinnen
Ich würde allen Einsteigerinnen ans Herz legen, nachdem sie sich mit der Materie beschäftigt haben, schrittweise einzusteigen. Es gibt viele verschiedene Anlageklassen und da ist für alle etwas Passendes dabei. Interessanterweise steigen viele mit Kryptos oder Crowdinvesting ein. Diese Anlagen können spannend sein, gehören aber an die Spitze der Pyramide und sollten, wegen des hohen Risikos eher als Spielgeld betrachtet werden. Das Fundament bilden solide, langweilige Dinge wie ETFs.