Wer kennt es nicht, zumindest vom Namen her: Das Buch „RICH DAD POOR DAD“ von Robert T. Kiyosaki. Es wird als DAS Finanzbuch schlechthin beschrieben, welches unbedingt gelesen werden muss.

Das Buch gehört sozusagen als Standardinventar in jeden Haushalt – egal ob als Taschenbuch, gebraucht, PDF oder Hörbuch!

Ich muss ehrlich sagen, dass das Buch über viele Jahre gar nicht auf meinem Radar war und ich zahlreiche andere Finanzbücher zuvor gelesen habe. Jetzt habe ich mir aber endlich ein gebrauchtes Exemplar bestellt und angefangen in den über 300 Seiten zu schmökern.

Üblicherweise schaffe ich ein Buch pro Woche. Für „RICH DAD POOR DAD“ von Robert T. Kiyosaki habe ich allerdings zwei Wochen gebraucht. Ist das also ein Zeichen dafür, dass es in meiner folgenden Rezension nur Kritik hageln wird oder kann ich „RICH DAD POOR DAD“ dennoch positive Dinge abgewinnen?

Darum geht’s

Warum bleiben die Reichen reich und die Armen arm? Weil die Reichen ihren Kindern beibringen, wie sie mit Geld umgehen müssen, und die anderen nicht! Die meisten Angestellten verbringen im Laufe ihrer Ausbildung lieber Jahr um Jahr in Schule und Universität, wo sie nichts über Geld lernen, statt selbst erfolgreich zu werden.

Robert T. Kiyosaki hatte in seiner Jugend einen »Rich Dad« und einen »Poor Dad«. Nachdem er die Ratschläge des Ersteren beherzigt hatte, konnte er sich mit 47 Jahren zur Ruhe setzen. Er hatte gelernt, Geld für sich arbeiten zu lassen, statt andersherum. In „RICH DAD POOR DAD“ teilt er sein Wissen und zeigt, wie jeder erfolgreich sein kann.

Meine Zusammenfassung

Im ersten Teil des Buches nimmt uns Robert T. Kiyosaki mit in seine Kindheit und Jugend. Mit seinem Freund Mike versucht er reich zu werden und erzählt die eine oder andere Anekdote darüber. Leider funktionieren ihre Versuche, z. B. aus Zahnpastatuben Münzen herstellen nicht und so wenden sie sich an Mikes Vater, einem äußerst erfolgreichen Geschäftsmann, welcher die beiden Jungs unter seine Fittiche nimmt und ihnen die wahren Lektionen über Reichtum beibringt. Sein richtiger Vater, in dem Buch der „Poor Dad“, ist Lehrer an einer Schule und wird vom Autor selbst zur Kategorie „Für Geld muss man arbeiten“ gezählt. Seinen „Rich Dad“, also den Geschäftsmann zählt er unter die Kategorie „Geld arbeitet für mich“.

Nachdem nun ca. ein Drittel des Buches mit den wunderlichen Geschichten aus Robert T. Kiyosakis Leben gefüllt wurden, führt er nun auch die Leser endlich in die Geheimnisse seines Erfolges ein. Er hat seine Learnings in 6 Lektionen untergliedert, die ich euch gerne kurz und knapp vorstellen möchte.

1. Lektion: Reiche arbeiten nicht für Geld

Die meisten Menschen träumen oder reden nur darüber reich zu werden. Sie tun aber nichts dafür, um es auch in die Realität umzusetzen. Ein Grund dafür ist die Angst vorm Scheitern und dem Risiko. Die Angst zu Verlieren ist größer, als die Freude über mögliche Gewinne. Dummerweise wird unser Leben von zwei Emotionen beherrscht: Angst und Gier. Daher beherrscht Geld unser Leben, aber das wollen sich die Menschen nicht eingestehen. Das Geld beherrscht unsere Gefühle und damit unsere Seelen. Menschen, die für Geld arbeiten reden sich ein „Ach, ich habe kein Interesse an Geld“ und dennoch gehen sie für rund 8 Stunden pro Tag auf Arbeit. Das ist ein Verleugnen der Wahrheit. Die Reichen, die ihr Geld für sich arbeiten lassen, haben diese Fehler erkannt und sie sich zu Nutze gemacht. Es genügt jedoch nicht einfach reich zu sein, weil reich sein keine Probleme löst.

2. Lektion: Was bringt ein solides Grundwissen?

Es geht nicht darum, wie viel Geld man verdient, sondern wie viel man davon behält. Reiche Menschen erwerben Vermögenswerte, hingegen die Armen und Angehörigen der Mittelschicht sich vornehmlich Verbindlichkeiten, z. B. Haus, Auto etc. kaufen, die sie dann für Vermögenswerte halten. Das Wichtigste überhaupt ist finanzielle Bildung, denn nur wenn die Menschen den Unterschied zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten verstehen, können sie reich werden. Für Robert T. Kiyosaki erzählt der eigene Cashflow die Geschichte, wie eine Person mit Geld umgeht. Ein Mensch kann hochgradig gebildet sein, aber in Bezug auf Finanzen dennoch ein Analphabet. Das heißt. eine erfolgreiche Schuldbildung oder ein Studium machen noch lange keinen Reichtum aus.

3. Lektion: Kümmert euch um eure eigenen Geschäfte

Die Reichen konzentrieren sich auf ihr Vermögen, während alle anderen sich auf ihr Einkommen konzentrieren. Für Robert T. Kiyosaki steht fest, dass finanzielle Schwierigkeiten oft die Folge davon sind, dass Menschen ein Leben lang für jemand anderen, nämlich ihren Arbeitgeber, arbeiten. Es ist wichtig sich ein umfassendes Vermögen aus unterschiedlichen Anlageklassen aufzubauen. Dazu können zählen: eigene Firmen und Unternehmen, Aktien, Anleihen, Offene Investmentfonds, Einnahmen generierende Immobilien, Tantiemen aus geistigem Eigentum etc. Man sollte so früh wie möglich beginnen sich um seine eigenen Geschäfte zu kümmern, sprich seinen Arbeitsplatz gerne behalten, aber einen Teil des Einkommens in Vermögenswerte investieren ohne weitere Verbindlichkeiten aufzubauen.

4. Lektion: Die Geschichte der Steuern und die Macht der Unternehmen

Wenn ihr für Geld arbeitet, gebt ihr eurem Arbeitgeber die Macht. Wenn Geld für euch arbeitet, dann liegt die Macht in euren Händen. Dabei sieht Robert T. Kiyosaki besonders eigene Unternehmen als riesigen Vorteil. Durch eine optimierte Einnahmen- und Ausgabenpolitik könne man bis zu einem bestimmten Grad die Finanzgesetzgebung aushebeln. Diese Ausführungen sind sicherlich richtig, aber nicht 1 zu 1 auf den deutschen Markt anwendbar, denn hier herrschen andere Steuergesetze. Dennoch ist es unabdingbar, dass man umfangreiche Kenntnisse in den folgenden Fachgebieten hat: Buchhaltung, Investieren, Marktverständnis und Das Gesetz. Nur so können z. B. Steuervorteile vollends ausgeschöpft werden.

5. Lektion: Die Reichen erfinden das Geld

Im wirklichen Leben kommen oft nicht die Klugen, sondern die Kühnen voran. Ein finanzielles Genie erfordert immer zwei Dinge: Fachwissen und Mut. Viele Menschen kämpfen, indem sie für ihre Träume oft mehr und mehr arbeiten, statt wagemutiger zu sein. Finanzielle Intelligenz bedeutet immer mehrere Möglichkeiten zu haben. Statt für einen Traum noch mehr zu arbeiten, sollte man seinen eigenen Horizont erweitern und sich die Frage stellen „Wie kann ich dieses Ziel noch erreichen?“. Auch Rückschläge gehören dazu, denn aus ihnen kann man lernen. Unser allmächtigstes Gut ist unser Verstand. Ein geschulter Verstand kann innerhalb kürzester Zeit gewaltigen Reichtum erschaffen. Großartige Gelegenheiten erkennt man nicht mit den Augen. Man erkennt sie mit dem Verstand.

6. Lektion: Arbeitet, um zu lernen, nicht für Geld

Für seinen armen, aber gelehrten Vater war ein sicherer Job das Wichtigste. Für den reichen Geschäftsmann das Lernen. Man sollte von vielen Dingen ein bisschen verstehen und nicht nur Spezialist auf einem Gebiet sein. McDonald’s ist z. B. nicht der beste Hamburger auf der Welt, aber sie sind die Besten darin, wenn es darum geht, einen durchschnittlichen Burger herzustellen und gewinnbringend zu verkaufen.

Meine Top3 Learnings

Puh, das war jetzt aber ganz schön viel. Aber um den Inhalt von „RICH DAD POOR DAD“ zu verstehen bzw. kurz zusammenzufassen sind die Lektionen einfach nötig. Dennoch habe ich neben der vorherigen Zusammenfassung auch noch 3 Top Learnings für mich persönlich rausgezogen, die ich mit euch teilen möchte:

1.) Die meisten Menschen reden oder träumen nur davon reich zu werden, da sie von 2 Emotionen beherrscht werden: Angst und Gier. Das Geld beherrscht ihre Gefühle und damit ihre Seelen.

2.) Es genügt nicht einfach reich zu sein, weil Reichtum keine Probleme löst. Ein Mensch kann gebildet und beruflich erfolgreich sein, aber trotzdem ein Finanz-Analphabet.

3.) Es gibt Menschen, die sind zu beschäftigt, um sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen und sie bleiben beschäftigt, um den Dingen aus dem Weg zu gehen, denen sie sich nicht stellen möchten.

Positives

Für alle Finanzeinsteiger und Anfänger, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Vermögensaufbau und Moneymindset beschäftigen, ist dieses Buch ein Muss! Ganz besonders dann, wenn euer Mindset eher negativ geprägt ist und ihr z. B. Geld als etwas betrachtet, was euch nicht zusteht.

Negatives

Es gibt aber natürlich auch Kritik am Buch und das nicht zu knapp. „RICH DAD POOR DAD“ ist für mich mittlerweile einfach viel zu gehypt. Es wird als heiliger Gral der Finanzbücher, der Bibel der Superreichen und dem wohl meist gelesenen Buch ever angepriesen. Dabei ist es eigentlich nur ein Mix aus einem Roman mit einem Finanzsachbuch. Die über 300 Seiten wurden künstlich aufgebläht durch immer wiederkehrende Inhalte und vor allem durch einen ellenlangen Rückblick in die Kindheit und Jugend von Robert T. Kiyosaki. Solche Ausflüge in die Persönlichkeit interessieren mich immer nur wenig, denn ich möchte mir Finanzwissen aneignen, was ich aktiv umsetzen kann.

Für mich persönlich hat „RICH DAD POOR DAD“ auch wenig neue Impulse geboten. Das ist aber auch verständlich, da sich das Buch einfach vornehmlich an Finanzeinsteiger richtet. Alle alten Hasen sollten also lieber einen Bogen drumherum machen.

Ebenso war mir das Buch und dessen Inhalt auch zu sehr auf den US-Markt angepasst. Als Deutscher wird man hier nur wenig „nachmachen“ können, da es in Good-old-Germany einfach andere Spielregeln gibt, was z. B. Steuerrichtlinien betrifft.

Ferner liegt das Hauptaugenmerk von Robert T. Kiyosaki ganz klar auf Immobilien. Ich weiß gar nicht mehr wie oft er in „RICH DAD POOR DAD“ zufällig an einer Immobilie vorbeigefahren, -gejoggt oder -gelaufen ist und diese dann für einen Schnäppchenpreis gekauft und wenige Jahre später wieder für ein Vielfaches verkauft hat. Wem Immobilien also einerlei sind, der sollte das Buch vielleicht lieber nicht in Betracht ziehen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass nur mit Phrasen und Plattitüden um sich geworfen wurde, ohne dass auch wirklich etwas dahintersteckt. Das unterscheidet für mich ganz klar ein seriöses Fachbuch von diesem Finanzroman eines selfmade-Millionärs mit manchmal sehr speziellen Ansichten. Man muss schon über viele Dinge großzügig hinwegsehen, but ok that’s the american way of life.

Das Spiel zum Buch: Cashflow

Robert T. Kiyosaki wäre ja nicht Geschäftsmann durch und durch, wenn er neben seinen vielen Bestsellern nicht auch noch andere Produkte auf den Markt wirft, die sein Portfolio wunderbar abrunden. Der Mann ist tatsächlich unter die Spieleentwickler gegangen und hat das Spiel „Cashflow“ entwickelt.  Damit soll den Spielern leicht verständlich klar gemacht werden, wie Geld funktioniert. Wer es spielt, hat nicht nur jede Menge Spaß in Gesellschaft anderer, sondern lernt viel über die Wechselwirkung von Gewinn- und Verlust sowie Bilanz. Die Spieler müssen sich im Verlaufe des Spiels immer wieder neue und unterschiedliche Möglichkeiten einfallen lassen, das Geld gewinnbringend für sich arbeiten zu lassen – sie müssen also aktiv werden, statt nur auf ihr Glück zu vertrauen. Manche Leute hassen das Spiel „Cashflow“ und andere lieben es. Es ist im Prinzip eine Variation aus Monopoly und das Spiel des Lebens, welche beide zugegebenermaßen ebenso ihre Fans und Hater haben. „Cashflow“ versucht ein Spiegel des eigenen Verhaltens zu sein, denn Spiele sind oftmals eine Art Feedbacksystem in Echtzeit.

Mein Fazit

Ich habe auf Amazon zwei ganz wunderbare Sätze gelesen, die ich unglaublich witzig fand und die für mich „RICH DAD POOR DAD“ zusammenfassen:

1.) Reich an inhaltslosen Phrasen, arm an wirklich neuen Erkenntnissen.
2.) Der Einzige der mit diesem Buch reich wurde ist Robert T. Kiyosaki selbst.

Ich möchte es fast so stehen lassen, aber das wäre ungerecht gegenüber dem Buch. Denn wenn ich mir jetzt im Nachgang nochmal meine Zusammenfassung der 6 Lektionen durchlese, so steckt halt ganz schön viel Wahrheit dahinter. Ich bleibe dabei: Für alle Newbies Pflicht und der Rest lässt einfach die Finger davon.